Das Freihaus wurde allgemein als "Herrschaft Conradswörth" bezeichnet, doch
gehörten zu dieser auch noch Gebiete in der Umgebung Wiens. Conrad Balthasar
Graf Starhemberg kaufte schon am 24.April 1642 einige Gründe auf diesem wohl
von zwei Seitenarmen des Wienflusses umgebenen Werde. 1643 gab ihm Ferdinand
III den landesfürstlichen Besitz auf dem Eiland zu Lehen, erklärte diesen 1647 als
Freigut und übergab ihn Starhemberg in sein volles Eigentum. Dieses Freigut, nach
seinen Besitzer nun "Conradswörth" genannt, gehörte dem Majorat des Hauses
Starhemberg. Über das Aussehen des ursprünglichen Baues sind wir nicht
unterrichtet; er brannte 1657 ab. Jedenfalls hatte es sich um Gebäude mit Garten
gehandelt, da die Bezeichnung "Ungelterhof" überliefert ist. Graf Conrad erbaute
1660 das nach den Starhembergern benannte Freihaus und eine Kapelle darin, die der
hl.Rosalia geweiht wurde (die Bezeichnung "Freihaus" lässt sich erstmals am
7.0ktober 1703 im Totenbeschauprotokoll nachweisen). Das Gebäude wurde, als
Conrads Sohn Ernst Rüdiger die Verteidigung der Stadt gegen die Türken leitete
(1683), geschleift. Auch der nunmehr zwei- und dreigeschossige Neubau (1684)
bestand nur bis 1759; in diesem Jahr brannte das Haus neuerlich ab (24 Juni). Den
Neubau leitete der Artilleriefortifikations- und bürgerliche Baumeister Johann
Ferdinand Mödlhammer, nach dessen Tod der niederösterreichische
Landschaftsbaumeister Andreas Zach (beendet 1769).
Das räumlich sehr bedeutende Gebäude hatte durchschnittlich 1000 Bewohner; es war
das größte Privathaus Wiens und ein wirtschaftlich autonomer Komplex, der
zeitweise von bis zu 60 Schneidern und 40 Schustern bewohnt wurde und damit
sozusagen die "Wohnmaschine" von Le Corbusier vorwegnahm. 1785 wurde
(wiederum unter Zach) ein großer Umbau begonnen: 1788/89 entstand der"Schleifmühltrakt", 1790 die Front gegen den Mühlbach. 1793 war der Bau
größtenteils vollendet. 1785 erfolgte auch die Aufstockung der Trakte gegen das
Glacis und die Wiedner Hauptstraße hin. 1787 wurde im Freihaus ein kleines Theater
eröffnet (Freihaustheater), im Garten (an einer Mauer im 6.Hof des Freihauses)
befand sich ein kleines Lusthaus, in dem Mozart an einigen seiner Schöpfungen
arbeitete; es befand sich seit 1874 auf dem Kapuzinerberg in Salzburg (Eigentum der
Mozartgesellschaft); heute steht es im Garten des Mozarteums. Die Rosalienkapelle hatte die Größe einer typischen Dorfkirche und umfasste außer dem Hochaltar (der
sich derzeit in der Kirche in Kirchberg am Wechsel befindet) drei Seitenaltäre, eine
Kanzel und einen Doppelchor für Orgel. Die Kapelle wurde unter Joseph II.
gesperrt, 1810 wiedereröffnet,1875 entweiht und danach als Depotraum verwendet. In den Höfen welche mit engen Gängen verbunden waren gab es die verschiedensten Handwerksbetriebe, ein Gasthaus, ein Variete und einen Tennis- und Eislaufplatz.
Fürst Camillo Starhemberg verkaufte das Freihaus schließlich an die Franco-österreichische
Bank, von der es an Heinrich v. Drasche kam. Am 15.November
1913 wurde mit der Demolierung des Komplexes begonnen (Teil Ecke
Schleifmühlgasse-Mühlgasse); der Abbruch jedoch infolge des Krieges
unterbrochen. Energischer wurden die Arbeiten 1935-1937 in Angriff genommen,
doch blieben weiterhin Teile des Freihauses bestehen. 1945 erlitten die restlichen
Gebäude schwere Bombenschäden, so dass neuerlich eine gänzliche Abtragung
diskutiert wurde; diese wurde Ende der sechziger Jahre realisiert und in den siebziger
Jahren abgeschlossen.
Das Freihaustheater wurde im Zuge eines größeren Umbaues des Freihauses 1785
errichtet, das von Oktober 1787 bis Juni 1809 bestand und äußerlich allerdings mehr
einer Scheune als einem Theater glich. Die erste Vorstellung fand am 7.0ktober statt
(Direktor Rohrbach). 1788 übernahm der Theaterdichter Friedl das Theater, der es als
er frühzeitig starb, seiner Gesellschafterin Frau Schikaneder testamentarisch
hinterließ. Diese veranlasste ihren Gatten Emanuel, der damals in Regensburg tätig
war nach Wien zu kommen und das Theater zu übernehmen. Als er 1791 in
Schwierigkeiten kam ,bestürmte er Mozart ihm für das Theater eine zugkräftige Oper
zu schreiben (zu der er selbst den Text verfasste): die "Zauberflöte", die Mozart für
das Theater komponierte, wurde am 30.September 1791 hier uraufgeführt. 1801übersiedelte Schikaneder in das Theater an der Wien.
Dieses Areal wollte Otto Wagner 1908 mit einem Kaufhaus verbauen, um den
Karlsplatz ("kein Platz, sondern eine Gegend") gegen Süden hin abzuschließen.
In
den siebziger Jahren wurde begonnen das neue Institutsgebäude der Technischen
Universität Wien zu errichten, um die Raumnot durch steigende Studentenzahlen,
neue Studiengesetze und Raumüberlagerung zu lindern.
Quellen:
Das große Groner Wien Lexikon,Felix Czecke Verlag Fritz Molden, Wien |